Mahnmal Josef Weiss eingeweiht

Am 19. April 1945, knapp drei Wochen bevor die Deutsche Wehrmacht bedingungslos kapituliert, wird François Joseph Weiss im Innenhof des Untersuchungsgefängnisses in Ulm hingerichtet. 

Der Grund dafür war die Mitnahme eines Paars Filzstiefel aus einem ausgebombten Güterzug. Zwei Jugendliche melden ihn und das Standgericht verurteilt ihn zum Tode. Sein Leichnam wird zur Abschreckung an einen Ahornbaum auf dem Charlottenplatz – dem heutigen Standort unserer Schule – aufgehängt. Nach Kriegsende werden die beiden Jugendlichen aus Rache gefoltert und ermordet. Die beteiligten Personen des Standgerichts als die eigentlichen Verantwortlichen machen nach dem Krieg weiter Karriere in der Bundesrepublik. Dieser Fall von NS-Justiz, Vergeltung und fehlender Aufarbeitung direkt nach dem Krieg verdeutlicht wie Totalitarismus und Nationalismus wirken können. Gemeinsam mit der Stadt Ulm, dem Stadtarchiv und den Kepler-Gymnasium ist in einem mehrjährigen Prozess dieses Mahnmal entstanden. Neben einem Wettbewerb zur Gestaltung des Mahnmals, den der vorliegende Entwurf zweier Schüler des Kepler-Gymnasiums für sich entscheiden konnte, fand auch eine intensive Projektarbeit unserer Klasse 9a (jetzt 10a) zu der Thematik statt. 

Die Klasse sichtete Quellen im Archiv, erarbeitete die Hintergründe der Ereignisse (Kriegsende, NS-Justiz, Ulm 1945, das Leben von Joseph Weiss und die Entnazifizierung), sprach mit dem Journalisten Rudi Kübler über seine Nachforschungen zu dem Thema und die Problematik der Zeitzeugengespräche.

Cornelius Binder und Finn Gerlach aus der Projektklasse thematiesierten dann ihre Erkenntnisse am Festakt zur Mahnmal-Einweihung. Die gelungene Einweihung des Mahnmals mit Gedenkveranstaltung im Beisein der

Kulturbürgermeisterin Frau Mann, des Generalkonsuls der Republik Frankreich Gael de Maisonneuve und Vertretern des Ulmer Gemeinderats und Landtags sowie des Großneffen von Joseph Weiss, Sébastian Hestin, waren ein Beispiel für Erinnerungskultur und Deutsch-Französische Aussöhnung und Freundschaft. Als Symbol hierfür dienen nicht nur das Mahnmal selbst und die intensive Beschäftigung von Schülern mit dem Thema, sondern auch die Tatsache, dass unsere Schulleiterin Frau Hinsberger-Boguski die Worte auf der Veranstaltung von Monsieur Hestin ins Deutsche übersetzt hat.